Doppeltes Ereignis: Spatenstich BBT-Eisackunterquerung und BBT-Infopoint

Juli 12, 2016 Doppeltes Ereignis: Spatenstich BBT-Eisackunterquerung und BBT-Infopoint
  „Fertig – los“, LH Arno Kompatscher gab beim Durchschneiden des Bandes das Tempo vor. Foto: www.provinz.bz.it/news – Ohnewein   Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Rete Ferroviaria Italiana (RFI), Maurizio Gentile, den beiden Vorständen der BBT SE, Konrad Bergmeister und Raffaele Zurlo, sowie dem Bürgermeister von Franzensfeste, Thomas Klapfer, hat Landeshauptmann Arno Kompatscher den ersten […]

 

„Fertig – los“, LH Arno Kompatscher gab beim Durchschneiden des Bandes das Tempo vor. Foto: www.provinz.bz.it/news – Ohnewein

 

Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Rete Ferroviaria Italiana (RFI), Maurizio Gentile, den beiden Vorständen der BBT SE, Konrad Bergmeister und Raffaele Zurlo, sowie dem Bürgermeister von Franzensfeste, Thomas Klapfer, hat Landeshauptmann Arno Kompatscher den ersten Spatenstich an einem bedeutenden Baulos des Brenner Basistunnels (BBT) durchgeführt. Mit dabei war auch Mobilitätslandesrat Florian Mussner.

Der BBT ist als Jahrhundertwerk einzustufen, wird er doch mit seinen insgesamt 64 Kilometern Länge die größte unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. 64 Kilomter sind es, wenn man die Strecke zwischen dem Portal in Tulfs (A) und jenem von Franzensfeste misst. Zurzeit ist der Gotthardtunnel, der seit Anfang Juni in Betrieb ist, mit seinen 57 Kilometern der längste Tunnel.

Es ging heute um das dritte und wichtigste Baulos, das unter anderem die beiden Tunnel von je zwei Kilometer umfasst, die unter dem Eisack hindurchführen. Es ist dies das südlichste Ende des Tunnels, das den BBT mit dem Bahnhof von Franzensfeste verbindet. Der gesamte Auftragswert beträgt 301 Millionen Euro, die Bauzeit etwa acht Jahre.

Landeshauptmann Arno Kompatscher dankte in seiner Ansprache zunächst seinem Vorgänger Luis Durnwalder, der ebenso gekommen war, für die Weitsicht, ein solches Projekt unterstützt zu haben. „Dieses Projekt ist nicht nur eine Verkehrsinfrastruktur, es ist nicht nur ein Projekt das Länder und Menschen verbindet, es ist auch ein Umweltschutzprojekt, das eine Lösung für den Transitverkehr darstellt. Es ist aber darüber hinaus ein europäisches Projekt, das ein Signal für Europa sein kann – ein Signal dafür, dass die Zusammenarbeit im Sinne des großen Ganzen funktionieren kann, dass wir in diese Richtung weiterarbeiten müssen. Ungeachtet aller Stolpersteine“, unterstrich Kompatscher.

Finanzierung steht

Auch die Finanzierung ist gesichert. Erst im Mai 2015 hat das CIPE Komitee, 1,5 Milliarden Euro für das letzte Baulos des Brennerbasistunnels genehmigt. Die Arbeiten werden noch heuer ausgeschrieben und damit sind alle Bauarbeiten am Brennerbasistunnel finanziert, ausgeschrieben und zugeteilt. Diese Kosten von insgesamt 8,8 Milliarden Euro werden zwischen Österreich, Italien und der EU aufgeteilt.

Der Landeshauptmann konnte in diesem Zusammenhang auch eine bedeutende Nachricht überbringen, nämlich das Maurizio Gentile von RFI ihm die Finanzierung des Virgltunnels für die Bahn bestätigt habe, ein Bauabschnitt, der auch für die Verbauung von Bozens Bahnhofsareal und für den regionalen Schienenverkehr von großer Bedeutung ist. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, die Verbindung Bozen-Meran-Mals voranzutreiben.

 

Ziel ist es, bis 2050 die Hälfte der Güter auf die Schiene zu verlagern

Dass der BBT samt seinen Zulaufstrecken nach seiner  Fertigstellung langsam aber sicher dazu beitragen wird, den ausufernden Verkehr auf der Nord-Südachse in den Griff zu bekommen, ist bekannt. Zweifelsohne werden aber auch Maßnahmen nötig, um den Fernverkehr nachhaltig auf die Schiene zu verlagern – dazu zählen auch Tarifanpassungen. Erst dann wird die Schadstoffbelastung in Südtirol erwartungsgemäß wieder sinken und die Lebensqualität weiter steigen. „In diesem Sinne war es umso bedeutender, die Konzession für die A22 zu bekommen – denn so kann das Land Südtirol die nötigen Schritte setzen. Das europäische Ziel lautet schließlich, dass bis 2050 50 Prozent der Güter auf die Schienen zu verlagern sind“, erinnert der Landeshauptmann. Dieser Zusammenhang zum nachhaltigen Erfolg des BBT habe Ministerpräsident Matteo Renzi mit überzeugt, der A22 die Konzession zu überlassen.

Die Idee zum BBT ist 160 Jahre alt

Dem italienischen Ingenieur Giovanni Qualizza kam bereits 1847 die Idee, einen Scheiteltunnel unter dem Brennerpass zu errichten. Im Jahr 1971 wurde der Brennertunnel erneut ein Thema. Der Internationale Eisenbahnverband gab erstmals eine Studie zu einer neuen Brennerbahn mit einem Basistunnel in Auftrag. Bis 1989 enstanden drei Machbarkeitsstudien, die die Basis für die weitere Planung des Brenner Basistunnels darstellten. Die EU nahm den Korridor Berlin−Neapel 1994 in die Liste seiner vorrangigen Vorhaben auf. 2004 unterzeichneten Österreich und Italien den Staatsvertrag zum Bau des Brennerbasistunnels. Noch im selben Jahr entstand die heutige Gesellschaft BBT SE. Die Bauarbeiten am Erkundungsstollen begannen 2008. In jenen Jahren bewerteten viele Skeptiker das Projekt wie eines, das höchstens die nächste Generation erleben würde – wenn überhaupt. Zu groß erschien das Projekt, sowohl aus technischen wie finanziellen Aspekten heraus. Das zügige Fortschreiten der Bauarbeiten hat vorerst alle Zweifler eines Besseren belehrt. Selbst aus heutiger Sicht, wo uns noch zehn Jahre Bauzeit bevorstehen, erscheint die politische Vision richtig.

 BBT-Infopoint und seine strategische Aufgabe

Der heutige Spatenstich war die Gelegenheit, um auch den BBT-Infopoint in der Franzensfeste einzuweihen, der kürzlich fertiggestellt wurde. Der erste BBT-Infopoint wurde im Jahre 2007 im alten Zollgebäude am Bahnhof in Franzensfeste eröffnet. Er war klein, aber bald schon eine wichtige Anlaufstelle für die einheimische Bevölkerung, die sich zum Projekt BBT informieren wollte. Gleichzeitig wurde auch die BBT-Baustelle eingerichtet. Und so stellte sich bald eine Art „Baustellentourismus“ ein: Nicht nur für die Bevölkerung ist dieses Projekt von großem Interesse, sondern auch für hochqualifizierte Techniker aus der ganzen Welt, die den Blick auf diese einmalige Baustelle richten.

„Die Bürger haben zudem bisher gesehen, dass ihre Sorgen ernst genommen wurden, dass sie frühzeitig informiert werden – das ist bei einem solch großen Projekt oft gleich wichtig wie die höchste Ingenieursleistung. Mit den neuen Baustellen kommen wieder neue Herausforderungen auf alle Beteiligten und auf das Einzugsgebiet zu“, sagte der Landeshauptmann und dankte dem Team vom BBT-Infopoint für die gute Arbeit und den Bürgermeistern des Einzugsgebietes für die gute Zusammenarbeit. „Dass der BBT-Infopoint in der Franzensfeste Platz gefunden hat, besitzt auch eine symbolische Dimension“, sagte der Landeshauptmann. „Vor rund 100 Jahren war dieser Ort Kriegsschauplatz, aus dem eine Unrechtsgrenze hervorging. Nun ist dieser Ort ein Symbol für die Überwindung dieser Grenze, Symbol für eine neue Verbindung zwischen den Ländern.“